Pressecommuniqué zur Paradeplatzbesetzung

Heute, am 14. Juni, dem feministischen Streiktag 2023 nahmen wir uns auch in Zürich die Strasse und besetzten das symbolische Zentrum des Finanzkapitals, den Paradeplatz. Wir revolutionären Feministinnen stürmten die Hochburg der Kapitalisten mit unseren Inhalten und riegelten den Paradeplatz mit Stahlseilen und Transparenten ab. Der feministische Streik ist ein wegweisender Streik- und Aktionstag, weil feministische und klassenkämpferische Forderungen aufeinandertreffen, um eine explosive Mischung zu ergeben. Wir sehen, dass eine Gesellschaft, wie wir sie fordern, unter den herrschenden Verhältnissen nicht möglich ist. So lange Bosse Gewinn maximieren und solange Profit abgeschöpft werden muss, braucht das System unterbezahlte und unterdrückt arbeitende Menschen. Es wird zwangsläufig immer Menschen geben, die sich durch die Arbeit von anderen bereichern. Im Kapitalismus sind FLINTAQ* (Frauen, Lesben, inter, trans, agender und genderqueere Personen) ungleich mehr von diesen Unterdrückungsmechanismen betroffen. Nur eine revolutionäre Perspektive kann uns weiterbringen. Wir sagen der patriarchalen und rassistischen Ausbeutung den Kampf an.

Deshalb zogen heute rund 500 FLINTAQ* lautstark vom Streik-Zmittag am Bürkliplatz los und nahmen uns kämpferisch den öffentlichen Raum. Für eine Besetzung gibt es in Zürich kaum einen besseren Ort als den Paradeplatz, da braucht es keine lange Erklärung. Machen wir uns klar, dass dieser Boden mit Blut getränkt ist, lagen und liegen doch Goldbarren von Diktatoren und Ausbeutern in den Tresoren unter den Tramhaltestellen. In den Häusern darüber sitzen die UBS und AxA, die als Teil der herrschenden Klasse mitverantwortlich sind für die miserablen Bedingungen, die Kürzungen und Rationalisierungen im Care-Bereich.

Während der Besetzung fanden diverse Aktionen statt. Noch auf dem Bürkliplatz zeigte das Gastra-Kollektiv eine Performance, mittels der sie ein Ende der miserablen Arbeitsbedingungen und sexistischen Anmachen in der Gastronomie forderten. Auf dem Paradeplatz angekommen hiessen wir vom revolutionären Streikkollektiv alle willkommen. In einer kämpferischen Rede zeigten wir den Zusammenhang von Finanzkapital, den miserablen Arbeitsbedingungen in feminisierten Sektoren und der unbezahlten Arbeit von uns Frauen auf. Auch das Offene Antifaschistische Treffen Zürich hielt eine Rede, genauso wie der Revolutionäre Aufbau, der eine in Solidarität mit den kurdischen Kämpferinnen eine Aktion durchführte, bei der Erdogan am UBS Logo auf- bzw. erhängt wurde. Das Ganze wurde umrahmt von einem Konzert, während welchem jedoch die Bullen immer vehementer zu stressen begannen.

Mit dem brutalen Auftreten der Polizei machten sie einmal mehr klar, was die Funktion des Repressionsapperates ist: Staat und Kapital zu schützen. Eine junge Frau wurde brachial verhaftet und wir fordern ihre sofortige Freilassung.

Nach einer Stunde lösten wir die Besetzung selbstbestimmt auf und zogen als kämpferische Demo in den Kreis 4. Unterwegs wurden viele Parolen gesungen, die internationale Solidarität hochgehalten und den Bonzen und Banken den Kampf angesagt.

Auch heute Abend wird das revolutionäre Streikkollektiv an der Grossdemo lautstark präsent sein. Wir rufen dazu auf, im revolutionären Block massenhaft Schutzbrillen zu tragen, als Zeichen der Solidarität mit dem Verletzten vom 1. Mai 2023 und als Zeichen dafür, dass wir zusammenstehen und uns nicht aufhalten lassen (siehe https://revolutionäresstreikkollektiv.ch/vom-1-mai-zum-14-juni-mir-kaempfed-wiiter/)

Das Revolutionäre Streikkollektiv Zürich ist Teil des grossen Feministischen Streikkollektivs. Unsere Perspektive ist eine internationalistische, antikapitalistische und feministische. Wir sind Revolutionär:innen, das heisst Gleichstellung oder mehr Lohn sind für uns nicht eigentliches Ziel des Streiks. Das Ziel des Streiks ist es, eine feministische Bewegung, welche gesamtgesellschaftliche Veränderung und ein revolutionärer Bruch anstrebt, zu stärken. Der Widerspruch von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit ist ein Kampffeld, das in das Herz der antikapitalistischen Systemkritik trifft. Deshalb skandieren wir am 14. Juni 2023: «Im Betrieb organisieren, Care-Arbeit kollektivieren!»

Unser feministischer Streik ist ein gesamtgesellschaftlicher: Kämpfe in den Betrieben – bis die Produktionsmittel uns gehören! Kämpfe in den Häusern – bis die Care-Arbeit kollektiviert ist! Kämpfe auf den Strassen – um die Kämpfe zu verbinden! Damit unsere Forderungen noch lange über diesen Tag hinaus widerhallen! Nach dem Streik ist vor dem Streik!

Revolutionäres Streikkollektiv Zürich

https://revolutionäresstreikkollektiv.ch
Instagram: revstreikkollektiv2023